Coach the coach | Angewandte Sportpsychologie für Basketballtrainer*innen
Als Sportpsychologe ist die Arbeit mit Trainerinnen und Trainern eine besondere Freude, haben Sie doch großen Einfluss auf die Entwicklung, die Motivation und die Leistung ihrer Schützlinge. Zusammen mit dem Hamburger Basketball Verband haben wir uns daher in einem Tagesworkshop verschiedenen sportpsychologischen Themen gewidmet und Trainer*innen dabei praktische Tools für ihre Teams an die Hand gegeben. Sei es eine Trainingsgestaltung, die Motivation fördert, Freiwurftraining mit Visualisierung zu unterstützen oder mit Handlungszielen die optimale Aufmerksamkeit zu fördern. Wir haben dabei nicht nur viel voneinander gelernt, sondern gleich auch Tools und Techniken miteinander ausprobiert. Was wir dabei den vielen Coaches mitgegeben haben, die im Jugendbereich arbeiten, sind Fertigkeiten um die Entwicklung und das Selbstbewusstsein ihrer Spieler*innen zu begünstigen. Mit entwicklungsförderndem Feedback – das informativ statt bewertend gegeben erst richtig wirkt – und dem Eisbrecher, einer Übung die Spielerinnen und Spielern neues Selbstvertrauen gibt, haben wir unsere mit neuem Wissen gefüllten und zum Ausprobieren motivierten Teilnehmer*innen in den Samstagabend entlassen. Wir freuen uns schon auf den nächsten Workshop zu Sportpsychologie, gerne auch bei euch!
Als Sportpsychologen arbeiten wir bei Kopfathleten häufig mit Sportler*innen direkt, beraten gemeinsam und vermitteln sportpsychologische Techniken. Manchmal haben wir aber auch die Freude, mit Trainerinnen und Trainern an deren psychologischen Fertigkeiten zu feilen. So auch am vergangenen Wochenende in Hamburg bei einer Fortbildung für den Hamburger Basketball Verband.
Die Zusammenarbeit mit Trainer*innen ist für die Sportpsychologie von besonderer Bedeutung, sind doch Coaches neben den Fähigkeiten der Sportler*innen und den Eltern (zumindest in jüngerem Alter) der wichtigste Einflussfaktor auf die Motivation (Deci & Ryan, 2017). Wenn Coaches es schaffen, ein Trainings- und Wettkampf-Umfeld zu schaffen, das intrinsische Motivation begünstigt und die persönlichen Ziele und Werte ihrer Spielerinnen und Spieler anspricht, legen sie die beste Grundlage für Motivation. Wichtig dabei: Die psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit. Wie das konkret in der Coachingpraxis und bei der Trainingsgestaltung aussieht, daran haben wir gemeinsam gefeilt.
Zusätzlich zur grundlegenden Reflexion der Coaching Praxis haben wir am Wochenende spezifische Techniken der Sportpsychologie vermittelt. Dazu gehört natürlich das Visualisieren. Die Grundidee: Eine lebendige und detaillierte mentale Wiederholung einer Bewegung steuert dieselben Nervenbahnen im Körper an, die bei der tatsächlich ausgeführten Bewegung genutzt werden und hilft so nachweislich dabei, neue Techniken zu erlernen oder Bewegungsabläufe zu verbessern. Eine Methode die Trainer*innen im Training für wenige Minuten einsetzen können, um zum Beispiel Freiwürfe und Eurosteps schneller zu vermitteln.
Die beste Technik und großartige Fähigkeiten helfen uns jedoch wenig, wenn die Aufmerksamkeit unserer Spieler*innen im entscheidenden Moment nicht 100% da ist wo sie sein soll. Wenn Spieler*innen im Wettkampf mit vergangenen missglückten Aktionen oder mit möglichen Konsequenzen ihrer Handlung zu tun haben, fehlen ihnen wichtige Aufmerksamkeitsressourcen für das, was vor ihnen passiert. Zusammen haben wir uns angeschaut, wie Coaches über Handlungsziele bei der Übungsanleitung im Training, aber auch bei Auszeiten im Spiel die Aufmerksamkeit ihrer Schützlinge auf das Hier und Jetzt lenken können.
Neben Handlungszielen haben wir uns mit einem weiteren, hochwirksamen Werkzeug für Trainerinnen und Trainer beschäftigt: dem Feedback. Dabei ist allein die Diskussion, in welchen Situationen Feedback mit welchem Zweck eingesetzt wird, hochinteressant. Um unsere Athlet*innen optimal in ihrer Leistungsentwicklung zu fördern ist es essentiell, dass Feedback vor allem informativ ist. Wir tendieren Feedback gerne mal vornehmlich als Bewertung einzusetzen (“Das war eine super Aktion!”) – wirksamer ist allerdings eine Rückmeldung, die spezifischer ist. Dabei wird im besten Fall nicht nur der aktuelle Stand zurückgemeldet, sondern auch, welches Ziel eigentlich verfolgt wird und welche nächsten Schritt näher ans Ziel führen.
Abschließend haben wir unseren Coaches Wissen und Fertigkeiten mitgegeben, zu einem Thema, das insbesondere im Jugendbereich von großer Bedeutung ist: Der Umgang mit Angst und Nervosität. Dabei ist es für Coaches und Spieler*innen wichtig zu lernen, wie jede*r Einzelne mit herausfordernden Situationen umgeht und was für jede und jeden persönlich das optimale Erregungslevel ist. Wenn Coaches merken, dass Spieler*innen sich wenig zutrauen und vor Herausforderungen zurückschrecken, dann kann es gerade dann enorm helfen, das Selbstvertrauen der Person zu stärken. Wir verwenden dabei unter anderem die Metapher des Eisbrechers, der gestählt mit persönlichen Stärken und Erfahrungen keine Schlangenlinien um die Eisschollen machen muss, die einem manchmal Angst machen und Sorgen bereiten, sondern sich im Bewusstsein der eigenen Möglichkeiten durch das Eis bricht. Gleichzeitig ist es wichtig zu erkennen, wenn es Spieler*innen nicht gut geht und diese dann frühzeitig an sportpsychologische oder psychotherapeutische Expert*innen zu verweisen.
Mit prägnantem Input, vielen spannenden Diskussionen, einem fruchtvollen Austausch von Erfahrungen und einem Fokus auf die konkrete Anwendung sportpsychologischer Techniken ist damit ein langer, anregender Tag zu Ende gegangen. Wir freuen uns auf weitere Workshops mit dem Hamburger Basketball Verband und weiteren Vereinen und Verbänden. Darüber hinaus werden wir in Zukunft Workshops anleiten, die sich gezielt einem Thema der Sportpsychologie für Trainer*innen in einem intensiven Tagesworkshop widmen.
Bist du interessiert an Workshops zu sportpsychologischen Themen für Trainer*innen, Spieler*innen oder Schiedsrichter*innen? Schreib uns gerne einfach eine Nachricht und folge uns auf Social Media.